Sechs Jahre Langzeiterfahrung mit dem Pendix E-Bike Nachrüst-Set
- Updates
- : Jetzt läuft das System ohne Probleme bereits im siebten Jahr und vermutlich wird der Motor den Rest vom Rad noch überleben. Qualitativ kann man hier also wenig falsch machen. Der zweite Akku ist jetzt auch knapp 3 Jahre alt und hält sich weiterhin sehr gut.
- : Nach etwas mehr als drei Jahren intensiver Nutzung war der Akku nur noch bei ca. 50% seiner Kapazität. Habe mir daher einen neuen besorgt und verwende jetzt beide im Wechsel
- lokalen Radhändler bekommen. Jetzt kann ich wieder drei Jahre zig tausend km problemlos fahren. : Neue Felgen waren fällig. Ich hatte kurz überlegt, direkt ein neues Rad zu kaufen, aber da derzeit eh nichts verfügbar ist, habe ich für einen fairen Preis neue Laufräder beim
- : Auch im dritten Winter war Pendix ohne Probleme und Ausfälle wieder zuverlässig. Die Akkuleistung ist jetzt auch nach 2.5 Jahren immer noch ohne merkliche Erschöpfung.
Langzeiterfahrung als Pendler mit dem Pendix E-Bike Nachrüst-Set
Pendix ist ein Nachrüst-Set der gleichnamigen Firma aus Zwickau, um aus normalen Fahrrädern ein Pedelec zu machen. Der Antrieb ist bis zum Ladegerät sehr hochwertig und wird in Deutschland gefertigt. Ich habe mir vor knapp zwei Jahren Pendix an mein Fahrrad anschrauben lassen. Im Grunde wird nur das Tretlager samt Kurbeln ausgetauscht und ein paar Kabel verlegt, die Prozedur ist also sehr überschaubar und kann auch selbst durchgeführt werden. Da der Antrieb doch einiges kostet, waren mir die ~150€ für die Montage samt Garantie und CE Plakette dann auch nicht mehr so wichtig, so dass ich es beim Fachhändler habe erledigen lassen.
Mit dem Umzug letztes Jahr nach Aidlingen hat sich zu dem die Pendelstrecke von 11 auf 22km verdoppelt, so dass ich im besten Fall auf 5x 44km pro Woche und bis zu 880km pro Monat nur durch die Pendelstrecke komme. Dank Pedelec lässt sich das Ganze gut und selbst im Winter bei Minusgraden mit Spaß bewältigen.
Wir haben vor 7 Jahren aus Gründen der Nachhaltigkeit unser Auto verkauft und halten dieses „Experiment“ nun auch mit Kindern und einer ländlicheren Wohngegend mit deutlich weiteren Distanzen durch und werden älter. Da kann ein wenig elektrische Unterstützung nicht schaden!
Vorteile gegenüber einem normalen Pedelec
Für Diebe absolut unauffällig. Pendix Rad ohne Akku im Radkeller
- Hybrid-Nutzung: Ohne Akku wiegt das Fahrrad knapp 3,5kg mehr als vorher und läßt sich auch noch als normales Fahrrad nutzen. Ich nutze den Akku eigentlich nur für die Strecken zur Arbeit oder bei langen Wegen mit den Kindern im Anhänger oder schweren Gepäck bei Steigungen. Ansonsten fahre ich ohne Unterstützung fast so gut wie vor der Nachrüstung (3,5kg merkt man leider bei einem leichten Rad schon deutlich, vor allem bei Steigungen). Als ich mir Pendix zugelegt hatte, stand kein Platz für ein Pedelec und ein normales Rad zur Verfügung. Außerdem wollte ich nicht zwei Sätze Reifen und sonstiges Zubehör anschaffen und auch nicht zwei Räder regelmäßig warten.
- Der Antrieb ist absolut geräuschlos: Herrlich, wenn man auch ansonsten ein quietschfreies gut gepflegtes Rad durch Waldwege bewegt. Kein Surren, kein Rasseln, man hört wirklich rein gar nichts. Da ich abseits der Haupstrassen gerne nachdenke oder mich entspanne, ist die Ruhe des Antriebs einer der größten Pluspunkte.
- Man kann sein gewohntes Fahrrad behalten: Mein Centurion City Speed Bike ist robust, schnell, schlicht und unauffällig und hat schon elf Jahre auf dem Buckel. Bei meinem Rad kann ich fast die gesamte Wartung mittlerweile selbst durchführen und weiß, welche Ersatzteile ich brauche, sprich Unterhaltskosten und Aufwand für die Wartung sind minimal.
- Niedriges Gewicht: Hat man ein leichtes Basisrad, kommen noch ca. 7kg für Antrieb und Akku dazu. Bei mir sind es damit ca. 17kg Gesamtgewicht.
- Reduzierte Diebstahlgefahr: Mein schlichter Drahtesel ist für Diebe deutlich weniger attraktiv als die neuen neonfarbenen „Halbmotorräder“. Wenn der Akku weg ist, fällt der hochwertige Elektroantrieb als teuerster Teil des Rads nicht mehr auf. Als Unikat ist es auch leicht erkennbar und dementsprechend schwerer zu Geld zu machen.
- Kettenfreundlich: Die Belastung der Kette ist durch den nicht so starken Mittelmotor unauffällig. Bisher halten die Ketten mit einer Shimano Nexus Schaltung ca. ein Jahr durch (bei bis zu 10.000km Laufleistung).
- Minimalistisch: Es gibt kein Display. Bei Bedarf kann man dank Bluetooth Schnittstelle sein Handy als vollwertiges Display samt Navi verwenden. Ich bin mit dem simplen Drehschalter und der Farbskala am Akku voll zufrieden.
- Wiederverwendbarkeit des gesamten Antriebs: Sollte mein Fahrrad weiter verschleißen, kann ich mir für relativ wenig Geld ein gutes und schlichtes neues Rad mit Scheibenbremsen besorgen und dort den Pendix Antrieb anbringen. Da der Antrieb nicht mit dem Rahmen verheiratet ist und an so gut wie jedes Rad paßt, hat man hier eine gute Flexibilität und Nachhaltigkeit. Es sei denn, die technische Obsoleszenz schlägt zu.
- Verfügbarkeit von Akkus und E-Teile: In den Jahren seit der ersten Pendix Version sind die Anschlüsse für Akkus sowie die Akkus selbst immer kompatibel geblieben. Bei normalen Pedelecs gibt es immer mehr integrierte Akkus und Spezialformate, die sich später nicht mehr leicht erneuern lassen.
- Garantie bis zu 4 Jahre: Relativ neu bietet Pendix gegen einen kleinen Aufpreis bis zu 4 Jahre Garantie, selbst auf den Akku als Verschleißteil.
- Firmware Updates über die Pendix App möglich Leider nur bei neueren Modellen. Insgesamt eine tolle Lösung, um Upgrades auch ohne Händlerbesuch aufspielen zu können.
- Für Unentschlossene: Ich habe über zwei Jahre lang mit dem Gedanken gespielt, bei Regenfahrten, bei starkem Gegenwind, wenn ich mal nicht fit war. Immer wieder habe ich sein lassen, da ich Angst hatte, meine Sportlichkeit durch den „Hilfsmotor“ einzubüßen. Aber was stattdessen passiert ist: Ich war durch die anstrengenden Fahrten meistens platt und hatte keine Energie mehr für Kraftübungen. Außerdem kam ich sowohl im Büro als auch zuhause völlig ausgehungert an und habe in Folge oft zu viel und hastig gegessen. Seit dem ich teilweise elektrisch fahre, macht das Wetter nichts mehr aus und ich kann mir meine Energie so einteilen, dass ich hinterher noch Power für Workouts und Kampfkunsttraining habe. Insgesamt bin ich also paradoxerweise fitter und gesünder als früher, nur der Oberschenkelumfang ist etwas geringer. Was mir auch wichtig war: Hätte mir das Pedelec Fahren nicht gefallen, hätte ich den Motor abgebaut und mit Abschlag noch zu einem guten Preis weiterverkaufen können.
Nachteile gegenüber einem normalen Pedelec
- Akku-Diebstahlsicherung mäßig: Am Akku gibt es einen kleinen Metallbügel. Hier kann man ein Fahrradschloss für kurze Standzeiten befestigen. Bei längerer Abwesenheit empfiehlt auch der Hersteller, den Akku mitzunehmen. Der große Akku ist schon ordentlich schwer, daher benötigt man einen Rucksack
- Akku klappert am ungefederten Rad: Der Akku wird durch einen Bajonettverschluss und Magnetismus am Platz gehalten. Da mein Rad mehr in Richtung Fitnessbike geht und mit dünnen Reifen ungefedert daher kommt, klappert der Akku leider ordentlich bei Schotterpisten. Zum Glück gibt es hierfür seit einer Weile ein Befestigungsband, das für Abhilfe sorgt.
- Felgenbremsen weiter möglich Mein Rad hat noch die guten alten, einfach zu wartenden V-Brakes. Die waren auch immer gut und erfüllen ihren Dienst, aber wenn es jetzt Steil bergab geht und ich mit Akku und Antrieb ein deutlich schwereres Fahrrad bewege, ist die Abnutzung der Bremsgummis enorm. Man wird vermutlich kein Ab-Werk-Pedelec mit V-Brakes finden und mittlerweile verstehe ich auch warum.
- Fahrrad könnte überlastet werden: Ein Kind auf dem Kindersitz hinten, das gerade so am zulässigen Höchstgewicht ist, ein Kind im Radanhänger mit Gepäck und ich wiege auch noch was. Kommen jetzt noch die Kilos des Pendix Antriebs+Akku dazu, fühle ich mich nicht mehr so wohl wie früher. Der Alu Rahmen ist zwar sauber verarbeitet, aber hat jetzt viele Jahre intensiver Nutzung hinter sich. Wie auch der Hinweis zu den Felgenbremsen ist es kein Fehler von Pendix sondern der Hinweis, dass man leider beim Nachrüsten als Laie auch falsche Entscheidungen treffen kann, während bei einem „Ab-Werk-Pedelec“ Rahmen, Gewicht, Bremsen und Material aufeinander abgestimmt sind. Daher ist ein Fachmann für die Eignungsprüfung des Rads und die Montage meine Empfehlung. Die Montage lag bei ca. 150€ inkl. einiger Teile.
- Händlernetz:Es gibt zwar überall in Deutschland ausreichend Händler, die als offizielle Pendix Händler gelistet sind, aber deutlich mehr, die die Wartung der handelsüblichen Pedelecs übernehmen können. Zudem scheinen sich einige Werkstätten zu sträuben, ein Rad mit Pendix Nachrüstung zu warten (der Motor selbst ist wartungsfrei). Mein Händler in Böblingen ist z.B. letztes Jahr in den Ruhestand gegangen. Damit habe ich aktuell keinen offiziellen Händler in unmittelbarer Nähe.
Mein derzeitiges Fazit und würde ich Pendix wieder kaufen?
- Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Antrieb. Da ich den Motor wirklich nur bei schwerem Gepäck und Steigungen verwende, wäre ein noch minimalistischeres Konzept wie Gboost (einen ausführlichen Bericht hierzu findest du hier im Blog von Karl Voit) oder add-e auch eine Überlegung wert.
- App und andere Spielereien nutze ich nur sehr selten. Das minimalistische Konzept überzeugt
- Es gab bisher weder Ausfälle noch sonstige Probleme mit Motor oder Akku
Der Akku, obwohl jetzt schon drei Winter intensiv gefahren, zeigt noch keine AlterserscheinungenNach drei Jahren ist der erst leider wegen eines Zelldefekts bei nur noch ~50% Kapazität- Die Laufruhe und die hybride Verwendung eines normalen und agilen Rads als Pedelec gefallen mir auch noch zwei Jahre später
- Ich fahre weiterhin mit Spaß viele Strecken ohne Akku (der bleibt dann zu Hause) und das Fahrgefühl ist (fast) wie vor der Nachrüstung
- Ist dein Hauptanwendungszweck der Transport von Kindern oder ständig viel Gepäck, empfehle ich ein normales Pedelec (Rahmen und Systemgewicht deutlich höher, dafür belastbarer)
- Wir können dank der Pedelecs (und ÖPNV und Carsharing) sicher noch weiter eine Weile auf ein eigenes Auto verzichten (siehe sechs Jahre autofrei)
Wer in der Gegend mal Pendix probefahren will, darf sich gerne bei mir melden.